Kölner Kunstwochenende

Lange Museumsnächte gibt es mittlerweile in jeder besseren Großstadt. Doch die seit dem Jahr 2000 stattfindende Kölner Variante ist ein ganz besonderes Herbst-Highlight. In gleich fünf Touren, die mit Sonderbussen der örtlichen Verkehrsbetriebe abgefahren werden, gibt es satte 49 offizielle und inoffizielle Kunst-Orte zu entdecken. Darunter das neu eröffnete Kolumba-Museum im viel bewunderten Komplex des Schweizer Star-Architekten Peter Zumthor oder die Archäologische Zone unter der Altstadt. Auch die Musik kommt dabei nicht zu kurz: Im großen Saal des Römisch-Gemanischen Museums spielt ab 00.30h der gefeierte italienische Singer/Songwriter Joe Barbieri und im zentralen Stadtgarten wird mit der „Global Player“-Party die Nacht bis in den frühen Morgen verlängert. Bereits ab Donnerstag findet (bis Sonntag) in der EXPO XXI zudem mit der Art Fair die letzte relevante Kunstmesse 2007 statt, die im letzten Jahr immerhin 10.000 Besucher angelockt hat.

Letzter Aufruf

Bevor alles ausverkauft ist! Schließlich werfen große Ereignisse ihre Schatten voraus. Erst musste die gesamte Tour wegen Überlastung der Band abgesagt werden, dann wurden ihre (nachgeholten) Frühjahrs-Konzerte begeistert gefeiert. Nun besteht eine letzte Gelegenheit, das kanadische Bandwunder in diesem Jahr noch einmal live zu sehen. Immerhin ist das Montrealer Soundkollektiv um Régine Chassange und Sänger/Gitarrist Win Butler ja so etwas wie die Neuauferstehung des Postrock im Folk-Gewand. Die vielschichtigen Soundwände des aktuellen Album „Neon Bible“ singen eine Lied davon.

Lesen mit Sarah

Was macht eigentlich Sarah Kuttner? Nachdem ihre von Viva übernommene „Kuttner“-Show bei MTV im August 2006 zu Grabe getragen wurde, ist die Schnellfeuer-Talkerin aus dem Rampenlicht verschwunden. Schluss mit der Dauer-Präsenz - Zeit für ein Jahr im medialen Off. Die Kuttner hat diese Auszeit genutzt, um ihr zweites Buch „Die anstrengende Daueranwesenheit der Gegenwart“ zu schreiben. Hier droppt Sarah Weisheiten zu Politik und Alltag, mit denen sie nun auf Clubtour durch Deutschland geht. Dazu hat sie die besten Einspieler ihrer Musik-TV-Ära aus den Archiven geholt, um mit einer wahrhaft multimedialen Show aufwarten zu können. Ab dem 18. November ist sie zudem in einer neuen Radioshow gemeinsam mit ihrem Vater auf radio eins (RBB) zu hören.

Swing lebt!

Noch weit hinein bis in den November unterwegs ist der König des Rhein-Neckar-Soul Laith Al-Deen mit seiner TourLindy-Hop-Parties, Jazz-Dance, karierte Schiebermützen. Nicht nur in den Clubs der Metropolen rollt die Swing-Welle, sondern auch in der Musikszene ist eine Renaissance klassischer 40er-Jahre-Themen auf dem Vormarsch. Das Bochumer Quintett Echoes of Swing widmet sich bereits seit 10 Jahren der Neuinterpretation vielfältiger Retro-Sounds. Soeben von den Jazzfestivals aus Kobe und Tokio zurück, geht es nun auf ausgedehnte Jubiläumstour. In der eigenwilligen Besetzung Schlagzeug, Piano, zwei Bläser (kein Bass!!) hat es ihr aktuelles Album „4 Jokers in the Pack“ bis hinein in die internationalen Kritiker-Charts geschafft. Klassische Sounds in aktuellen Arrangements.

Soul auf Deutsch

Noch weit hinein bis in den November unterwegs ist der König des Rhein-Neckar-Soul Laith Al-Deen mit seiner Tour „Liebe zum Detail“. Spätestens seit seiner Erfolgssingle „Bilder von Dir“ aus dem Jahre 2000 hat der Mannheimer Allroundmusiker mit der samtweichen Stimme seine Formel zwischen Herzschmerz und Tiefgang gefunden. In großer Crooner-Tradition führt er seine deutschen Texte aus der Schlagerzone hinaus und beweist einmal mehr, dass auch hierzulande eine durchaus ernst zu nehmende Beschäftigung mit der Kunstform „Liebeslied“ möglich ist. Das Vorprogramm bestreitet übrigens die wunderbare Diane Weigmann, die bereits in den Neunzigern mit ihrer Berliner Mädchenband Lemonbabies das heimische Sängerinnen-Wunder vorweg genommen hat.

Gigantische Geigengewitter

Es war eine verwegene Mischung, als 1996 vier wilde Jungs aus Finnland zum ersten Mal auf die Bühne traten und Songs von Metallica auf ihren Cellis auf heftigste nachempfanden. Metal trifft Klassik - das kannte man schon aus den Siebzigern. Doch mit Apocalyptica wurde dieses Crossover in neue Dimensionen geschossen. Mittlerweile haben sich die Teufels-Streicher mit eigenen Songs mächtig weiterentwickelt. Ihr neues Album „Worlds Collide“ – mit einer bizarren Version von David Bowies „Heroes - vereint Slayer-Drummer Dave Lombardo mit Till Lindemann von Rammstein und anderen Gästen. Ab Sonntag schweben Apocalyptica für elf Konzerte über Deutschland.

Die zerlegte Hauptstadt

„Ich bin kein Berliner“ behauptet der berühmteste Exilrusse Deutschlands auf dem Titel seines aktuellen Buches. Einen „Reiseführer für faule Touristen“ hat Wladimir Kaminer geschrieben. Und natürlich ist das Ganze mal wieder um die Ecke gedacht. Als Antwort auf die in seinen Augen absurde Werbekampagne „Du bist Deutschland“. Und schon steckt er mittendrin, in den Merkwürdigkeiten seiner Wahlheimat, wo er seit 17 Jahren lebt. Auf seiner Lesereise nimmt Kaminer ab dem 18. 10. nicht nur die Hauptstadt auseinander, sondern schärft einmal mehr den (Exil-)Blick auf die deutschen Verhältnisse.

Doppelter Maximo in Hamburg

Nachdem das Debutalbum „A Certain Trigger“ die Fans bereits im Sturm erobert hatte, scheint der stürmische Nachfolger „Our Earthly Pleasures“ noch weitere Kreise zu ziehen: „Restlos ausverkauft“ lautet die Ansage für das Konzert von Maximo Park in Hamburg. Deshalb ermöglichen die Veranstalter einen zusätzlichen Gig am 18.10. in den Docks. Auch das Köln-Konzert am 16. Oktober wechselt ins größere Palladium. Für Kartenbesitzer kein großes Ding: Die neue Halle liegt direkt gegenüber vom ursprünglichen Spielort E-Werk.

Humor hoch drei

Eine volle Breitseite Spaß mit krachenden Lachsalven dürfte garantiert sein, wenn ab dem 18. Oktober die deutsche und internationale Humor-Elite zum 17. Cologne Comedy Festival antritt. Die größten und renommiertesten Spielstätten der Stadt sind ausgebucht, wenn Dieter Nuhr in der Philharmonie, Mario Barth in der Kölnarena, Michael Mittermeier, Ralf Schmitz, Paul Panzer und Rüdiger Hoffmann im E-Werk sowie Mirja Boes und Gaby Köster im Gloria Theater antreten. Dazu kommt als besonderes Highlight die Verleihungsgala des „Deutschen Comedy Preis 2007“ am 23. Oktober im Coloneum mit einem Riesenaufgebot an Comedians und Prominenten und die WDR Radio-Gala „Voll auf die Ohren“ im Theater am Tanzbrunnen. Eine übervolle Spaßwoche also, die 2007 auch noch vom neuen Köln Comedy FilmFestival ergänzt wird.

Journey to Jah

Gentlemen unterwegs! Gut 30 Konzerte von Stockholm bis Paris, darunter viele Termine in Deutschland, absolviert der europäische Großmeister des Reggae in diesem Herbst. Los geht’s in Würzburg. Mit seinem vierten Album „Another Intensity“ hat der kosmopolite Kölner ein neues Level erreicht. Mit den ersten Riddims aus seinem Kellerstudio und Studioaufnahmen mit der Far East Band ging es für fünf Monate nach Jamaika. Hier entstand mit Produzenten wie Bobby Digital oder Steven Stanley eine überaus vielfältige Songpalette, die Gentlemen endgültig zum internationalen Reggae-Star macht. Schließlich wird „Another Intensity“ gleich in 16 europäischen Ländern veröffentlicht.

Aufgalopp zur Buchmesse

Während sich die Fachbesucher bereits ab Mittwoch durch Verlags- und Länderstände wühlen können, ist die Frankfurter Buchmesse 2007 ab Samstag, dem 13. Oktober für alle Lesefans geöffnet. Im historischen Spiegelzelt auf dem Freigelände vor der Halle 4 kann man dann ein wenig abschalten und ein umfangreiches Programm mit non-stop-Lesungen genießen. Zu den prominenten Autorinnen und Autoren zählen Arne Dahl („Ungeschoren“), Friedrich Ani („Hinter blinden Fenstern“) oder Juli Zeh mit ihrem aktuellen Buch „Schilf“.

Tourstarter der Woche

David Sylvian

New-Romantic-Pionier, Avantgardist, Techno-Jazzer, Soundbastler – seit gut 30 Jahren lotet David Sylvian die Grenzbereiche zwischen Pop, Elektronica und Kunstmusik aus. Mit seiner Band Japan trug er Ende der Siebziger das Erbe von Roxy Music ins Punk/New-Wave-Zeitalter. Gemeinsam mit Ryuichi Sakamoto schrieb er 1983 die Filmmusik „Forbidden Colours“ für Nagisa Oshima Anti-Kriegsdrama „Merry Christmas, Mr. Lawrence“, in dem David Bowie eine Hauptrolle übernahm. Seit seinem Solo-Debut „Brilliant Trees“ (1984) hat er immer wieder mit musikalischen Grenzgängern wie Holger Czukay, Robert Fripp oder Marc Ribott oder eben Dauer-Partner Sakamoto zusammengearbeitet. Sein letztes Projekt Nine Horses brachte für das Album „Snow Borne Sorrow“ (2005) seinen Bruder Steve Jansen mit dem Elektroniker Burnt Friedman zusammen. Nach der „Money-for-All“-EP und dem atmosphärischen Siebzig-Minuten-Track „When Loud Weather Buffeted Naoshima“ kommt David Sylvian nun im Rahmen einer seiner raren Welttouren ab dem 6. Oktober für drei Termine nach Deutschland.

Wir sind Helden

Die Babypause von Sängerin Judith Holofernes ist beendet. Mit dem aktuellen Album „Soundso“ im Gepäck starten Wir Sind Helden in Bremen ihre große Deutschlandreise. Zum Warmspielen ging es zuvor auf eine kleine europäische Ehrenrunde über London, Brüssel, Paris, Luxemburg nach Amsterdam. Hier war das örtliche Paradiso restlos ausverkauft. Auch jenseits der immensen Erfolge von Tokio Hotel von Frankreich bis Lettland scheint sich deutschsprachige Popmusik so langsam zum Exportschlager zu entwickeln. Wie gut die Helden 2007 wirklich sind, davon kann man sich ab dem 4. Oktober überzeugen.